Einige meiner Baustellen in München lassen sich besser per S- und U-Bahn erreichen als mit dem Auto, besonders im Berufsverkehr unter der Woche. Das Fahren mit den „Öffentlichen“ hat außerdem den Vorteil, dass sich die Zeit zwischen Büro und Baustelle (und umgekehrt) zum Arbeiten nutzen lässt, sofern man einen Sitzplatz ergattert.
Ich habe mir deshalb ein iPad angeschafft und bin dabei, einige Apps zu testen, um meine Termine und Projekte unterwegs zu organisieren, ohne dafür eine Online-Verbindung aufbauen zu müssen. Das muss auch „offline“ gehen, etwa in der U-Bahn oder auf der Baustelle! Hier meine ersten Erfahrungen:
Zur Verwaltung meiner Termine benutze ich Pocket Informant HD, weil das vorinstallierte iCal von der gebotenen Funktionalität definitiv nicht ausreichend ist. Pocket Informant HD kommt einem echten Terminkalender optisch sehr nahe und ist ebenso schnell „aufgeschlagen“. Verknüpfungen und verschiedene Ansichten sind natürlich praktisch. Eine Schwäche sind Notizen, die sich nicht ohne weiteres abgleichen lassen. Man möchte seine Daten überall verfügbar haben, auch auf dem PC/Mac. Ich hoffe, dass sich das mit der kommenden Version 2.0 verbessert, oder ich brauche doch eine spezielle Notizen-App.
Zur Dokumentation benutze ich das Profi Bautagebuch fürs iPhone, das zwar nicht umwerfend ist (schon gar nicht auf dem iPad), aber seinen Zweck weitgehend erfüllt und keine Fragen aufwirft. Mein Spengler kann es aufgrund der großen Tasten mühelos einhändig auf seinem iPhone bedienen – sogar mit Handschuhen. Fotos lassen sich aufnehmen und gleich einfügen. Der Eintrag der Wetterbedingungen ist sehr pfiffig.
Alle Werkpläne auf der Baustelle immer parat zu haben, ist natürlich ein Traum, der bisher nur teilweise in Erfüllung gegangen ist. Dabei möchte ich Pläne gar nicht auf dem iPad bearbeiten können, ein Viewer für meine geliebte ABIS CAD-Software würde mir schon genügen. Momentan behelfe ich mir mit der Darstellung als PDF. Die einzelnen Projekte werden über GoodReader eingelesen und verwaltet – eine Behelfslösung, da das iPad ohne zugängliche Dateiverwaltung auskommen will. Immerhin kann man in die Pläne hineinzoomen, um sich ein Detail anzusehen und mit Anmerkungen versehen.
Bei den Bauzeitenplänen habe ich lange nach einer Lösung gesucht – nicht weil es keine gäbe, sondern im Gegenteil, weil das Angebot recht schwer zu überschauen ist. Zudem steht jetzt mein Umstieg auf den Mac bevor, nachdem ich zuviel Ärger mit meinem Windows-PCs habe. Merlin soll eine schöne Projekt-Management-Software mit brauchbaren Gantt-Charts sein, für die es auch eine iPad-App gibt.
Pages und Numbers, die Äquivalente für Word und Excel auf dem iPad, sind für kleinere Änderungen durchaus brauchbar. Auf dem iPad lassen sich schnell mal Werte für die Kostenverfolgung ergänzen oder ändern und für den danebenstehenden Bauherrn aktualisieren, der wissen will, ob er sich den kleinen Anbau, von dem er letzte Nacht geträumt hat, noch leisten kann. Ich weiß nicht, ob das schon mal jemand bemerkt hat: Macs mögen in der Anschaffung teurer sein, Apple Software – auf Mac wie iPhone und iPad – ist dafür sensationell günstig.
Vorläufiges Fazit
Das iPad ist ein tolles Werkzeug für Architekten, etwa um Fortschritte auf der Baustelle zu dokumentieren (notfalls auch mit der eingebauten Kamera als Foto oder Video), Pläne einzusehen oder beim Bauherrn zu präsentieren. Illusionen sollte sich jedoch niemand hingeben – man verbringt zunächst viel Zeit damit, geeignete Apps zu finden, die zum eigenen Arbeitsstil passen.
Das größte Manko des iPad ist der ziemlich umständliche Datenabgleich über iTunes – das scheint ingesamt eher provisorisch als durchdacht zu sein. Wie schafft man es, die Daten aus dem iPad auf den PC/Mac (und umgekehrt) zu bringen? Wie schafft man eine zentrale Datenhaltung, auf die auch andere Mitarbeiter zugreifen können? Wie lässt es sich organisieren, dass alle auf dem gleichen Stand der Dinge sind? Mal sehen, ob iCloud im Herbst die ersehnte Lösung dafür ist.
Für kleinere Büros, die sich keinen eigene Server in den Keller stellen wollen oder sich teuer an einen spezialisierten Online-Dienstleister ketten wollen, könnte das interessant werden.