Projektbeschreibung
Ziel des Bauvorhabens war die Erstellung eines Einfamilienhaus-Passivhauses für eine junge Familie in ökologisch vertretbarer Bauweise. Wegen der begrenzten finanziellen Mittel des Bauherren wurden möglichst einfache Konstruktionen entwickelt, die eine hohe Eigenleistung möglich machten. Das vorliegende Bauvorhaben zeigt, dass auch bei knappen finanziellen Mitteln zukunftsorientierte Energiekonzepte, innovative Technik und ökologische Bauweisen eingesetzt werden können, ohne dabei Funktions- oder Komforteinbußen hinnehmen zu müssen.
Energiekonzept
Beim vorliegenden gewinnmaximierten Passivhaus wird durch optimale Anordnung und Größe der Fensterflächen sowie durch Solarkollektoren passiv und aktiv Sonnenenergie genutzt. Große Glasflächen nach Süden ermöglichen eine maximale Sonnenenergieausbeute. Gleichzeitig wurden mögliche Energieverluste (z.B. durch Lüftung oder Außenwände) durch kompakte Bauweise, effektive Wärmedämmung sowie innovativer Fensterkonstruktionen so gering wie möglich gestaltet. Während bei herkömmlicher Bauweise die Raumlüftung hohe Energieverluste zur Folge hat (z.B. offenes Fenster), werden im Passivhauskonzept durch kontrollierte Be- und Entlüftung mit integrierter Wärmerückgewinnung und Wärmepumpe die Lüftungsverluste minimiert.
Das Energiekonzept in Kurzform:
- Kompakte Bauweise: A/V-Verhältnis 0.7
- Effiziente Wärmedämmung: U-Werte 0.08 bis 0.1 W/(m² K)
- Warmwasser über in die Glasfassade integrierte Sonnenkollektoren (10 m², 400 l)
- Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung und nachgeschalteter Luft-Luft-Wärmepumpe, bei Bedarf auch zur Nachheizung des Warmwassers geeignet
- Speichermasse durch Ziegelwände und Stahlbetondecke
- Vorwärmung der Frischluft in Erdkanal
- 3-fach-Verglasung mit speziell gedämmten Fensterrahmen aus Holz, große Fensterflächen nach Süden, kleine Fenster nach Norden und Osten
- vorgestellter Windfang als Pufferraum
- wärmebrückenfreie Fassade
- Nachrüstung von Photovoltaikelementen in den Blindelementen der Glasfassade vorbereitet
Ökologische Bauweise
Grundsatz bei der Auswahl der Baustoffe war eine ökologische Verträglichkeit sowie die Möglichkeit der Trennung und Wiederverwertung der Baustoffe. Großer Wert wurde auf die Trennung von Bauteilen unterschiedlicher Funktion gelegt (tragend, dämmend, Wetterschutz). Aus diesem Grund wurde auf Verbundwerkstoffe verzichtet. Tragende Wände wurde wegen der erzielbaren Speichermasse aus Ziegel, Decken aus Stahlbeton hergestellt. Die hinterlüftete Fassade besteht aus einer vorgestellten, mit Mineralwolle ausgedämmten, naturbelassenen Holzkonstruktion mit Holzverschalung aus einheimischen Lärchenholz. Lediglich die Holzschalung wurde mit unbedenklichem Leinöl eingelassen. Weitere Holzbehandlung war nicht nötig.
Kostengünstiges Bauen
Zur Senkung der Baukosten wurden durchdachte, einfache Konstruktionen entwickelt. Dadurch wurde die kostengünstige Herstellung der Bauteile sowie ein großer Eigenleistungsanteil des Bauherren möglich. Ebenfalls kostensenkend wirkte sich die gezielte Auswahl der Materialien aus.
Ergebnisse
Durch konsequente Planung und Entwicklung der Details in intensiver Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen sowie durch Einsatz neuester Technik und Energiekonzepte war es möglich, eine kostengünstige Bauweise ohne Einbußen in Funktion, Komfort und Ästhetik zu entwickeln. Durch die Kombination von finanziellen und ökologischen Vorteilen gegenüber herkömmlichen Bauweisen werden die Akzeptanz von zukunftsorientierten Energiekonzepten gefördert und bestehende Vorurteile abgebaut.
Förderungen
Das Bauvorhaben wurde durch folgende Maßnahmen gefördert:
Vorarlberger Energiesparhaus-Förderung
Zusätzlich Sonderkategorie-Förderung
Gebäudedaten
Bebauung
Grundstücksgröße: 600 m²
Überbaute Fläche: 143 m²
Gesamtgeschossfläche: 184 m²
Wohnnutzfläche: 130 m²
Energie
Energiebezugsfläche (EBF): 184 m²
spezifischer Heizenergiebedarf bezgl. EBF pro Jahr: 10.5 kWh/m²
Energieträger-Heizung: Solar/Strom
Energieträger-Warmwasser: Solar/Strom
(Dipl.-Ing. Beate Hämmerle: Passivhaus in Eigenleistung, in: EB 1/2001, S. 31ff.)