Neulich habe ich die alten Pläne meines Hauses wiedergefunden. Rechts unten auf den Seiten war der Architekt genannt, dessen Büro anfang der 60er Jahre die Wohnsiedlung Fürstenried nach damals neuesten Erkenntnissen der Stadtplanung konzipiert hat: Franz Ruf, der jüngere Bruder von Sep Ruf, der vielen als bedeutenster Architekt der deutschen Nachkriegsgeschichte gilt. Spuren hat er überall hinterlassen: z.B. das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, die Neue Maxburg und das Hilton-Hotel in München und natürlich den umstrittenen Kanzlerbungalow in Bonn. „Ich weiß nicht, wer den Bungalow gebaut hat, aber der verdient zehn Jahre,“ meinte Adenauer damals. Der nüchterne Bauhaus-Stil war nicht jedermanns Sache.
Aber auch in der Arbeit seines Bruders in Fürstenried lassen sich viele wegweisende Details entdecken: Reihenhäuser, die durch ihren Versatz eine windgeschützte Terrasse entstehen lassen, asymmetrische Dächer, die sich wohltuend vom heutigen Einerlei abheben, und eine grossräumige Siedlungsplanung, die mit viel Grün dazwischen dafür sorgt, dass sich die Bewohner wohlfühlen. Natürlich würde man jetzt nicht mehr so verschwenderisch mit dem Platz umgehen. Die Basler-Straße etwa ist an einigen Stellen so breit wie der Kurfürstendamm und war vielleicht mal als Allee konzipiert – es fehlen nur die durchgängigen Baumreihen. Und die riesigen versiegelten Flächen vor den Garagenhöfen zeugen davon, dass Platz damals reichlich vorhanden war. Davon können Städteplaner heute nur träumen.
Quellen:
Felix Zeltner: Für den guten Ruf, DER SPIEGEL, 2008.
Sep Ruf – Die neue Leichtigkeit des Bauens, BR ONLINE